Die Seele und das Wesen der Gier

Kindesseele flieht der Gier

„Kindesseele flieht der Gier“ Regina Carmen, Öl auf Leinwand, 4|2016

Wenn die Gier ganz allgemein(!) über den Menschen Macht gewinnt, wirkt sie wie ein unruhiger, ungebändigter Trieb. Der Mensch überschreitet dann eine Grenze, bei der das Physische über das Seelische dominiert. Die Seele zieht sich zurück, sie „flieht“.

Ich habe zwei Attribute der Gier gewählt: die greifenden Hände der triebhaften Bemächtigung und die heraustretenden gebannten Augen der überschießenden Sinnlichkeit. Im Umfeld bewegen sich wilde Tiere: ein kräftiger Bär – die rein physische Macht – und Wölfe in der reißenden Gier als Getriebensein bis hin zur Aggressivität. Die Seele im Ausdruck des Kindes flieht vor der ausbrechenden Gier, die im Begriff ist, zuzugreifen.

Die „Kindesseele“ verstehe ich als innerstes Gut des Menschen, die frei ist von religiöser Zugehörigkeit, vom materialistischen Denken, von Ansprüchen und Erwartungen. Ich sehe in ihr die zarte Empfindungswelt des Menschen und das unbefangene Denken, wodurch der Mensch schöpferisch sein kann und was ihn mit dem Ewigen verbindet.

In unserer Zeit ist die Gier, die durch ihren Zugriff verletzend wirkt, die Seelisches nimmt, schlimmer, als die Gier nach Materiellem. Wenn z.B. ein Mensch gedemütigt, missbraucht, ja auch abgehört oder gar gefoltert wird, schwächt ihn das seelisch und der Täter gewinnt Macht über ihn. Der Übergriff ist genau genommen eine Gier nach der Seele des anderen.

Motiv als Holzschnitt