Wolken über der Rheinebene

Wolken über der Rheinebene, März 2016, Tusche und Dispersion auf Papier, 130 x 70 cm, gerahmt

Wolken über der Rheinebene, Tusche und Dispersion auf Papier, 130 x 70 cm, gerahmt

Bei dem Titel „Wolken über der Rheinebene“ stellt man sich vermutlich etwas anderes vor, als Rauchwolken aus Schornsteinen, die an manchen Tagen so enorm sind, dass sie kaum von der natürliche Wolkenbildung zu unterscheiden wären, würde man nicht den Ausgangspunkt der Schornsteine sehen. Die einstmals idyllische Landschaftsmalerei ist nicht mehr in der gleichen Weise aufrechtzuerhalten. Das Bild soll jedoch nicht provozieren oder verurteilen, sondern verweist das Paradox von Mensch und Natur.

Das Thema ist schon deshalb interessant, weil das Kohlekraftwerk mit der „Energiewende“ von Atomkraft auf andere Stromerzeuger modernisiert und vergrößert wurde. Ist es wirklich eine Wende oder nur eine Rechtfertigung für die Kohlekraftwerke gewesen? Der Verzicht auf Atomenergie zugunsten von Luftverschmutzung mit Quecksilber und krebserregenden Schwermetallen sowie enormen Kohlendioxid-Ausstoß? Müsste man nicht eher von einer Verlagerung von Problemen sprechen, die Ihren Ursprung z.B. in Überproduktionen hat?

In den bedrohlich wirkenden Wolken des Kohlekraftwerkes drückt sich eine gewisse Unruhe des Lebens oder der Rastlosigkeit des Fortschritts aus, was wie belastend in der Atmosphäre über der Landschaft liegt.

Luft als Lebensraum

Die Weite einer Landschaft lebt durch den Luftraum, der die Erde einhüllt, Leben ermöglicht und schützt. Der Luftraum schützt nicht nur vor UV-Strahlung, sondern ist gleichermaßen Träger des Lichtes, der Wärme und der Feuchtigkeit. Über die Luftschicht entsteht die Wolkenbildung und Regen und damit das Pflanzenwachstum und Leben auf der Erde. Ohne der feuchten Luftschicht gäbe es auch keine Himmelsbläue: wenn wir bei Tag durch die sonnenerhellte Luft in den eigentlich schwarzen Weltraum blicken, erfreuen wir uns an dem Farbeindruck des weiten und leuchtenden Blau! Die Luft ist Mittlerin zwischen den Elementen Licht, Wärme und der Erde. Sie ermöglicht die Lebensprozesse zwischen Mensch, Tier und Pflanzen. Durch die Luft ist ein gemeinsamer Lebensraum gegeben, selbst die Kontinente stehen über die Luftbewegung in Verbindung, das Klima wird über die Luftbewegung ausgeglichen aber ebenso beeinflusst. Der Eingriff des Menschen in die Landschaft geschieht nicht nur optisch durch Bauten, auch nicht allein durch gesundheitsschädliche Umweltbelastungen, sondern der Mensch greift in diese erhaltende, sensible und verbindende Sphäre der Luft als Lebensraum ein.

Zur Entstehung des Bildes

Die fließende Technik mit dunkler und farbiger Tusche und Wasser auf Papier bot sich in ihrem dramatischen Ausdruck für dieses Thema an. Sie ermöglicht, Farbe auf weißem saugendem Grund ineinander fließen zu lassen und auch übereinander zu schichten. Dabei arbeiten die Farben miteinander und erzeugen sehr lebendige Wirkungen. Die weiße Akrylfarbe gibt etwas Substanz hinzu, schafft weitere Nuancen und tönt nach Wunsch auch ab. Ich arbeite seit Herbst 2015 mit dieser Technik, bei der ich die Tusche direkt mit der Pipette aufs Papier auftrage und Wasser mit der Hand darüber verteile. Die Farbe wird ein wenig geführt, darf sich aber ihre eigenen Wege nehmen. Darin sehe ich ebenso einen neuen Aspekt der Malerei allgemein, bei dem die Farbe nicht nur dem „Ausmalen“ dient, sondern auch in ihrer fließenden Beschaffenheit eine eigene Sprache spricht!